Wie es der Zufall will, bin ich heute meinem Kinoerlebnis des Jahres begegnet. „Bibliothèque Pascal“ von Szabolcs Hajdu. Die Berlinale geht zu Ende und an den letzten Tagen werden die Lücken im persönlichen Tagesprogramm gefüllt. Ich habe mir vorgenommen, in den letzten zwei Tagen nur noch Filme des Internationalen Forums des Jungen Films zu sehen.
Zur Bibliothèque Pascal kam ich also eher zufällig und als ich im Arsenal saß, hatte ich nicht mehr im Kopf, als dass es um eine rumänische Mutter geht, die in England als Prostituierte arbeitet. Die Themen sind tatsächlich Menschenhandel, Adoption, Prostitution und Armut. Aber wie der Film diese Themen aufgreift ist auf wunderbare Weise fantastisch. Eine Mutter wird zum Jugendamt bestellt, da entschieden werden muss, ob sie ihr Kind behalten darf oder es zur Adoption freigegeben wird.
Der Beamte der Fürsorgebehörde fragt die Mutter, was die letzten drei Jahre passiert ist. Die Mutter fängt an eine Geschichte zu erzählen, die ich hier gar nicht wiedergeben möchte, da es die Leserin und den Leser um eines der größten Vergnügen bringen würde, sich hiervon nicht überraschen zu lassen. Es sei nur soviel verraten: Die bildreiche Erzählung sprengt an Farbe, Musik, visuellen Ideen, Dekoration und Licht alles, was ich in den letzten Jahren gesehen habe. Zusammengefügt wurden diese Elemente zu einer Bildkomposition überragender Qualität, dies und die Erzählung selbst brauchen einen Vergleich mit einem Frederico Fellini nicht zu scheuen. Weder in der Opulenz der Bilder noch in der Subtilität der Geschichte und in der Visualisierung des menschliche Gefühlskosmos.
Das Publikum empfing den Regisseur und seine Frau, die auch die Hauptdarstellerin ist mit heftigem Beifall. Für dieses wundervolle Werk wünsche ich mir baldestmöglich einen deutschen Verleih.