Notorisch ist wie immer die Flut der Bilder und der Zwang, dieser im Blog Herr zu werden. Aus der Fülle der Filme wieder nur ein ganz kurzer Hinweis. „Double Tide“ hieß das 90 Minuten Feature der Filmkünstlerin Sharon Lockhart. Eigentümlicherweise ist im Katalog der Filmausschnitt spiegelverkehrt abgebildet oder an einem anderen Ort fotografiert. Im letzten Jahr noch mit einer zeitlich extrem gedehnten Version einer Frühstückspause auf einer Schiffswerft in Maine vertreten, ging es diesem Werk wieder um schwere körperliche Arbeit jedoch inmitten der Natur.
Gezeigt wird eine Einstellung mit zwei 45 Minuten langen Takes: einmal in der Morgendämmerung und einmal in der Abenddämmerung. Jedesmal ist gerade Ebbe und das Meer zieht sich aus der kleine Bucht zurück. Eine Frau zieht mit einem flachen Boot über die schlammige Bucht. Die im Schlick versinkenden Gummistuplen machen fette saugende und schmatzende Geräusche. Die Frau hat einen Korb neben sich und greift mit einer Hand tief in den Schlamm, um Muscheln herauszuziehen. Die Kamera ist fixiert, es gibt keine Zooms oder Verfolgungen.
Das Licht änder sich beständig, gibt mal Bäume in der Bucht frei, wenn sich der Nebel am Morgen verzieht oder wandelt sich in Abendrot. Die Muschelsammlerin verrichtet dabei ihr Werk ohne Unterbrechung. Das es sich dabei um Schwerstarbeit handelt, erzählt nach dem Film Jen Cassad eine durchtrainierte Künstlerkollegin der Regisseurin Sheron Lockhart.
Es ist diesmal eine sehr ruhige meditatives Szenario, welches manchen Kinogast flugs in den Schlaf führt oder aus dem Saal treibt. Ob sich der von Lockhart beabsichtigte Effekt, körperliche Arbeit spürbar zu machen, tatsächlich in erhoffter Weise umsetzt, ist aber doch fraglich. Die kleine Figur, die sich wie eine Spinne im Morast über die Leinwand bewegt ruft in mir Assoziationen zu PacMan hervor. Der tiefe Schlamm vermittelt allerdings ein Gefühl für die Anstrengungen, die solche Bewegung hervorruft.
Für den Einstieg sei nochmal das ausgezeichnete Werk Lunch Break empfohlen. Bedauerlich ist auch der Qualitätsverlust, der durch die Digitalisierung des 35mm Filmmaterials eintritt.